Alternativen zu Schutzeinrichtungen

Wenn es darum geht, sich vor Gewalt zu schützen, kann es auch gut sein, bei Freund*innen oder Verwandten Zuflucht zu suchen. Nicht jede Frau möchte in ein Frauenhaus oder eine Zufluchtswohnung gehen.

Familie und Freund*innen können emotional unterstützen

In schwierigen Situationen kann die Unterstützung durch vertrauenswürdige Freund*innen oder ein Familienmitglied entscheidend sein. Gerade wenn kleine Kinder oder Haustiere da sind, ist eine familiäre Umgebung oft hilfreich. Der Aufenthalt bei Menschen aus dem privaten Umfeld kann Vertrautheit und Trost spenden.

Schätzen Sie Ihre Gefährdung ein

Wenn Sie zu Menschen in Ihrem privaten Umfeld flüchten wollen, ist es wichtig zu bedenken, ob dort eine Gefährdung für alle Beteiligten entstehen kann, weil die Adresse und die Personen bekannt sind. Im Zweifelsfall ist es ratsam, die Situation mit der Polizei oder einer Beratungsstelle zu besprechen.


Wenn eine Gefährdung vorliegt, sollte der Aufenthalt in einem Frauenhaus oder einer Zufluchtswohnung in Betracht gezogen werden. Es kann Angehörige schützen, wenn sie nicht wissen, wo Sie sind.

Ziehen Sie Schutzmaßnahmen in Betracht

Neben der Frage der Unterkunft sind noch andere Schutzmaßnahmen in Betracht zu ziehen. Dazu kann gehören, sich krankschreiben zu lassen, um Begegnungen mit der gewalttätigen Person am Arbeitsplatz zu vermeiden, eine einstweilige Verfügung und Kontakt- und Näherungsverbote bei Gericht zu erwirken, den Tagesablauf zu ändern und die zuständigen Behörden um Hilfe zu bitten.


Besonders wichtig ist die Kontaktaufnahme zum Kinderschutz und Jugendamt, wenn Sie Kinder haben.

Treffen Sie sich nicht alleine mit Täter*in

Es ist nicht immer ratsam, Täter*in alleine zu treffen. Möglicherweise sind Sie dann wieder den Manipulationen, Beteuerungen oder Drohungen ausgesetzt. Deshalb lohnt es sich eher, die eigenen Fragen und Anliegen mit anderen zu besprechen oder Beratungsstellen in Anspruch zu nehmen. Wenn Sie Kinder haben, suchen Sie in jedem Fall den Kontakt mit dem Jugendamt.

Was sollten Sie beachten, wenn Sie nicht in ein Frauenhaus gehen möchten.


Wenn Sie aus einer gewalttätigen Beziehung flüchten wollen, ist die Sicherheitsplanung von großer Bedeutung. Jede Situation ist speziell, aber Sicherheitsplanung sollte immer an erster Stelle stehen. Wenden Sie sich gerne an Beratungsstellen vor Ort oder Hotlines, damit Sie je nach Ihrem Bedarf die passende Begleitung, Unterstützung und Informationen erhalten. Hier finden Sie noch ein paar Anregungen, die wichtig sein könnten:

Stellen Sie Ihren Schutz sicher und suchen Sie sich Hilfe

Sorgen Sie möglichst schnell für Ihren Schutz. Wenn Sie in akuter Gefahr sind, rufen Sie die Polizei bundesweit unter 110.


Wenn Sie sich im Moment nicht gefährdet oder bedroht fühlen, können Sie auch den Kontakt zum Hilfetelefon, einer Beratungsstelle, Freund*innen oder Familienmitgliedern aufnehmen, denen Sie vertrauen. Erzählen Sie, was Ihnen passiert ist und bauen Sie sich ein persönliches Hilfenetzwerk auf.

Machen Sie sich einen Sicherheitsplan

Dazu gehört die Überlegung, wann es sicher ist zu gehen und wohin Sie gehen könnten. Gibt es Zeiten, in denen die gewalttätige Person nicht da ist oder Ihre Abwesenheit vorerst gar nicht bemerkt?

Packen Sie wichtige Dinge in eine Notfalltasche

Packen Sie eine unauffällige Tasche mit Ausweisen/Pässen, Geburts- und Heiratsurkunden, Bankkarten und Kontoinformationen, Schlüsseln, Bescheiden von Ämtern (z.B. Jobcenter, Kindergeldkasse), Medikamenten, Kleidung, Spielsachen für Kinder, geliebte Andenken oder Fotos, USB-Sticks usw. Sie können von Unterlagen auch Kopien machen und die Tasche bei einer Person Ihres Vertrauens deponieren.

Sichern Sie Ihre Finanzen

Stellen Sie sicher, dass Sie für den Notfall Geld in der Tasche haben. Besonders nach der Flucht ist es wichtig, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen und dass alle Leistungen, die Ihnen zustehen, dahin überwiesen werden.

Sichere Kommunikation

Gerade bei der Nutzung von Smartphones und elektronischen Geräten ist es wichtig, auf Sicherheit zu achten. Sie könnten überwacht werden. Nutzen Sie zum Beispiel ein anders Smartphone oder kaufen Sie eine neue SIM-Karte. Die Polizei oder Beratungsstellen beraten auch zu Cyber-Gewalt.

Informieren Sie Menschen, denen Sie vertrauen, über Ihr Vorhaben.

Erzählen Sie einer vertrauten Peron von Ihren Fluchtplänen, vereinbaren Sie ein Codewort und hinterlegen Sie Kopien von wichtigen Dokumenten. Finden Sie eine sichere Unterkunft und sagen Sie nur Personen, denen Sie vertrauen, wo Sie sind. Es ist manchmal besser, wenn auch diese nicht wissen, wo Sie sich aufhalten, falls sie bedroht werden. Sie können andere Kontaktmöglichkeiten vereinbaren.

Ziehen Sie Schutzmaßnahmen in Betracht

Lassen Sie sich rechtlich beraten zu Maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz (Kontakt- und Näherungsverbote), zum Sorge- und Umgangsrecht falls Sie Kinder haben. Es ist wichtig, die eigenen Rechte und Handlungsmöglichkeiten zu kennen.

Beweismittel sichern

Bewahren Sie alle Hinweise auf die Misshandlungen auf. Das können Fotos, Videos, Text- und Sprachnachrichten, Briefe usw. sein. Sie können in künftigen Ermittlungen oder Gerichtsprozessen, bei der Beantragung von Schutzmaßnahmen, beim Jugendamt oder der Ausländerbehörde usw. helfen, das Erlebte glaubhaft zu machen oder zu beweisen.

Achten Sie auf Ihre Sicherheit, wenn Sie gehen.

Seien Sie vorsichtig, wenn Sie flüchten. Vielleicht kann Sie jemand begleiten oder Sie rufen zum Schutz die Polizei (110). Bitte bedenken Sie, dass die Flucht eine sehr gefährliche Zeit sein kann.

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