Beweismittel
Für Menschen, die Gewalt erleben, ist es von entscheidender Bedeutung, zeitnah Beweismittel zu sammeln.
In Fällen häuslicher Gewalt gibt es oft keine Augenzeugen. Schreiben Sie sich alles auf und sprechen Sie mit vertrauten Personen oder Fachkräften. Sie könnten Ihnen später helfen, das Erlebte gegenüber Institutionen (wie Jugendamt, Ausländerbehörde) oder der Polizei glaubhaft zu machen. Eines der wichtigsten Beweismittel ist eine ärztliche Dokumentation aller Verletzungen und die Spurensicherung nach sexueller Gewalt.
Es ist gut, so schnell wie möglich eine Arztpraxis, eine Zentrale Notaufnahme im Krankenhaus, eine Gewaltschutzambulanz oder ein rechtsmedizinisches Institut aufzusuchen, um körperliche Verletzungen oder Spuren nach sexueller Gewalt dokumentieren und behandeln zu lassen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Gesundheit schützen.
Es ist ratsam, unabhängig von der Form der Gewalt, die Sie erlebt haben, eine Ärztin/einen Arzt aufzusuchen, auch wenn Ihre Verletzungen geringfügig sind und keine ärztliche Behandlung erfordern. Auch psychische Symptome können einen wichtigen Hinweis auf Gewalthandlungen geben. Viele Verletzungen wie z.B. eine Gehirnerschütterung oder innere Verletzungen nach sexueller Gewalt sind außerdem nicht sichtbar.
Der Zusammenhang zwischen Verletzungen, Symptomen und erlebter Gewalt lässt sich ohne einen Arztbesuch nur sehr schwer belegen.
Viele Verletzungen heilen in der Regel ab ohne Spuren zu hinterlassen, so dass eine ärztliche Dokumentation zeitnah gemacht werden sollte.
Alle Gesundheitsfachkräfte unterliegen der Schweigepflicht. Ärzte, Ärztinnen oder Pflegekräfte fragen nicht immer nach, was passiert ist. Seien Sie mutig und erzählen Sie für die ärztliche Dokumentation ehrlich, wer die Verletzungen verursacht hat und wann. Erzählen Sie auch, wie es Ihnen psychisch geht, denn psychische Symptome können auch einen Hinweis auf Gewalt geben. Bedenken Sie auch, dass Spuren nach sexueller Gewalt oft nur von Ärzt*innen erkannt werden können.
Es ist in jedem Fall ratsam, dass Sie eine Gesundheitsfachperson aufsuchen, um über Gewalterfahrungen zu sprechen. Dazu können auch Psychotherapeut*innen gehören.
Wenn man systematisch und fortlaufend ärztliche Dokumentationen, eigene Notizen, Beschreibungen von Vorfällen, die Freund*innen/Verwandte/Nachbarn beobachtet haben, Aussagen von Psychotherapeut*innen oder Ärzten/Ärztinnen, Fotos, Videos, Berichte von Augenzeugen, Institutionen, Ämtern etc. sammelt, ergibt sich ein Bild von der gesamten Situation. Das hilft, die erlebte Gewalt glaubhaft zu machen. Deshalb sollten Sie möglichst bald anfangen, solche Beweismittel zu sammeln, auch wenn Sie noch nicht wissen, ob Sie sie jemals brauchen oder nutzen (z.B. bei der Polizei, dem Gericht, beim Jugendamt, der Ausländerbehörde etc.).
Leider kommt es häufig vor, dass Gewalt regelmäßig und über einen langen Zeitraum hinweg ausgeübt wird. In diesem Fall können die gesammelten ärztlichen Dokumentationen als Beweismittel für die Kontinuität und den Zeitrahmen der Übergriffe dienen. Selbst wenn Sie sie jetzt noch nicht brauchen, können sie sie für eine spätere Nutzung aufbewahren.
Denken Sie auch an das Wohlbefinden Ihrer Haustiere (falls Sie welche haben). Wenn der Täter ihnen Gewalt angetan hat, kann ein Tierarzt die Verletzungen der Tiere als Beweis für Gewaltanwendung bestätigen.
Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, unabhängig davon, welche Form von Gewalt Sie erlebt haben. Auch psychische Symptome können ein Hinweis auf Gewalt sein. Der Zusammenhang zwischen Verletzungen, Symptomen und Gewalt lässt sich ohne Arztbesuch nur schwer nachweisen. Gehirnerschütterungen und viele andere Verletzungen können äußerlich unsichtbar sein.
Denken Sie daran, dass eine Bescheinigung über eine Körperverletzung nicht im Nachhinein ausgestellt werden kann.