Traumatisierung und PTBS

Häusliche Gewalt führt zu starkem psychischem Stress bei den beteiligten Personen: Die Person(en), die die Gewalt erleben, diejenigen die sie ausüben und auch die jeweiligen Familien befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Eine solche Situation kann als „Trauma“ benannt werden. Stressige Ereignisse können psychische Störungen auslösen oder verschlimmern, zum Beispiel akute Stressreaktionen, Depressionen oder langfristige posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Der Kreislauf des Missbrauchs vermindert das Selbstwertgefühl und verändert die Beziehungen. Für eine hilfreiche Unterstützung und gute Prävention ist es wichtig, mögliche Auswirkungen von Partnerschaftsgewalt zu verstehen.


PTBS Symptome


PTBS steht für posttraumatische Belastungsstörung. Das bedeutet, dass der Körper nach einem traumatischen Erlebnis, also einem Moment sehr intensiver Bedrohung, nicht mehr zur Ruhe kommt. Die Anzeichen dafür sind unterschiedlich ausgeprägt: einige Betroffene können anhaltende Symptome aufweisen, während andere symptomfrei bleiben. Es ist auch möglich, dass sich Symptome erst Jahre nach dem traumatischen Erlebnis zeigen. In einigen Fällen können sich PTBS-Symptome zu psychiatrischen Erkrankungen entwickeln, die zu dauerhaften Persönlichkeitsveränderungen und möglichen Einschränkungen im Alltag führen.

Anzeichen für eine PTBS
  • Wiederholtes Erleben des traumatischen Ereignisses (wiederkehrende Erinnerungen und mentale Bilder, Träume und Albträume)
  • Angstzustände
  • Schlaflosigkeit
  • Drogen- oder Substanzabhängigkeit
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Depressionen
  • Wut- und Schuldgefühle
  • Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Dauerhafte innere Alarmbereitschaft
  • Verzweiflung
  • Gefühllosigkeit
  • Passivität
  • Teilnahmslosigkeit
  • Selbstmordgedanken
  • Herzrhythmusstörungen, Brustschmerzen
  • Hyperventilation
  • Schwindel
  • Magenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Zittern
  • Essstörung
Trauma

Das Wort "Trauma" bezieht sich auf seelische Wunden oder Verletzungen, die durch Erlebnisse verursacht werden, z. B. durch den plötzlichen Tod einer nahestehenden Person, schwere Verletzungen oder die Androhung von solchen Ereignissen. Bei Gewalt in der Partnerschaft findet ein zusätzlicher Vertrauensbruch statt, da von der gewalttätigen Person eigentlich erwartet wird, dass sie Fürsorge und Sicherheit bietet.
Häusliche Gewalt kann aufgrund der Bedrohung der körperlichen Sicherheit, intensiver Angst, Fehlen von Kontrolle und erdrückenden Situationen zu einem psychologischen Trauma führen. Die eigene Belastung kann dadurch zunehmen, dass wegen der nicht endenden Gewalterfahrungen in der Partnerschaft immer mehr schwer erträgliche Momente zusammenkommen.


Dadurch werden die Auswirkungen der Gewalt auf die betroffenen Personen immer stärker. Die Betroffenen beschreiben oft einen Kreislauf der Gewalt, in dem sie einem Vorfall nach dem anderen ausgesetzt sind: "Ich hatte noch nicht einmal das letzte Gewaltereignis überlebt, als schon das nächste kam.“

Depression

Viele Menschen, die lange Zeit in gewalttätigen Beziehungen gelebt haben, entwickeln Depressionen. Depressive Menschen verinnerlichen die negativen Botschaften, die sie immer wieder von ihren gewalttätigen Partner:innen erhalten haben: Du bist schlecht, wertlos, niemand kann dich lieben, du bist nicht gut genug usw., was die Überzeugung verstärkt, nicht wertvoll, nicht liebenswert zu sein oder nicht zu genügen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es wichtig, professionelle Gesprächsangebote (zum Beispiel in einer Beratung) oder therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ständige Kampf-oder-Flucht-Bereitschaft

Bei traumatischen Ereignissen aktiviert das menschliche Nervensystem die Kampf-oder-Flucht-Reaktion, ein evolutionärer Überlebensmechanismus. Diese physiologische Reaktion ist in unserer Spezies tief verwurzelt und ermöglicht es uns, schnell auf äußere Bedrohungen zu reagieren, z. B. auf einen Bären in freier Wildbahn. In Momenten der Gefahr bereitet das autonome Nervensystem den Körper darauf vor, der Bedrohung zu begegnen oder ihr zu entkommen. Diese Reaktion ist bei allen Säugetieren normal und hat sich als optimale Antwort auf plötzliche Gefahren entwickelt. Dennoch ist es sehr anstrengend sowohl für den Körper als auch die Psyche, wenn diese Alarmbereitschaft über einen langen Zeitraum hinweg anhält.

Panikattacken

Panikattacken lösen in unserem Körper die gleichen Reaktionen aus wie wirklich bedrohliche Situationen. Allerdings können Panikattacken scheinbar ohne Kontext und ohne reale Bedrohung auftreten. Die genauen Ursachen für Panikattacken sind nicht bekannt, aber der Körper reagiert sehr heftig. Zu den Symptomen können Atembeschwerden, das Gefühl eingeschränkter Luftzufuhr, Herzklopfen, zitternde Gliedmaßen, Schweißausbrüche, Schwindel, Kribbeln und ein starker Drang zur Flucht gehören. Panikattacken können Gefühle von drohendem Unheil oder Verwirrung hervorrufen, mit einem Gefühl der Realitätsferne. Die Sinne sind oft geschärft, da sich der Körper auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die tiefgreifenden Auswirkungen von Traumata infolge von Gewalt in Paarbeziehungen zu verstehen. Das Erkennen der Anzeichen eines Traumas und seiner möglichen Langzeitfolgen befähigt uns, aktiv zu handeln.


Mit Hilfe von Aufklärung, Sensibilisierung und Frühinterventionsprogramme sollte die Prävention von Partnerschaftsgewalt oberste Priorität haben. Die Bereitstellung von sicheren Räumen und Unterstützungsnetzen für Betroffene ist von entscheidender Bedeutung. Psychosoziale Dienste und Beratungsangebote sollten besser verbreitet werden, damit Betroffenen heilen und ihr Leben wieder aufzubauen können.


Darüber hinaus kann die Förderung eines Miteinanders voller Empathie, Respekt und der Gleichstellung der Geschlechter die Dynamik der Gewalt in Frage stellen. Gemeinsam können wir den Kreislauf der Gewalt in Paarbeziehungen durchbrechen und eine Gesellschaft schaffen, in der sich alle Menschen sicher, wertgeschätzt und frei von Traumata fühlen.

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